Wunderdiäten gibt es nicht
Frühlingszeit ist Diätzeit
In der Frühlingszeit ist das Interesse am Abnehmen enorm hoch. Googelt man den Begriff "Diät", erhält man Millionen Treffer. Welche "Wunderdiät" gerade en vogue ist, scheine dabei weniger von den Erfolgsaussichten, sondern von der entsprechenden Marketing-Strategie abzuhängen, sagte Elisabeth Pail, Studiengangsleiterin für Diaetologie an der Fachhochschule Joanneum in Bad Gleichenberg. Sie hat die Ergebnisse einer ganzen Reihe wissenschaftliche Arbeiten und Studien miteinander verglichen und am Donnerstag 28. Ernährungskongress in Wien einer Bewertung unterzogen.Fazit: Wunder gibt es noch immer nicht. "Wir Diaetologen sind oft mit sehr vielen Fragen nach neuen Methoden konfrontiert", erläuterte Pail. "Es ist schwer die seriösen von den unseriösen zu unterscheiden." Mit Metabolic Balance (MB) hat die Diätwelt ein weiteres Abnehmprogramm dazubekommen. MB wird als ganzheitliches Stoffwechselprogramm beworben, das basierend auf Laborwerten eine "individualisierte" Ernährung bieten soll. Das Prinzip von MB besteht darin, den Insulinspiegel möglichst niedrig zu halten. Das wird durch das Meiden einfacher Kohlenhydrate und einen hohen Eiweißanteil der "erlaubten" Lebensmittel erreicht. "Obwohl das Programm mit Individualität wirbt, werden Ernährungsgewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen des einzelnen Abnehmwilligen nicht berücksichtigt", kritisierte Pail. Die Auswahl der Lebensmittel per Computerprogramm sei nicht nachvollziehbar und basiere auf keiner wissenschaftlichen Grundlage. Durch die stark eingeschränkte Lebensmittelauswahl komme es zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen.
Pail kritisierte außerdem die Betreuung der Klienten durch unqualifiziertes Personal. "Solange keine wissenschaftlichen Langzeitstudien vorliegen, kann dieses Programm nicht empfohlen werden", sagte die Expertin. Ähnlich fällt das Urteil über ketogene (kohlenhydratarme) Diäten aus. Diese basieren auf einer sehr einseitigen Lebensmittelauswahl mit einem extrem hohen Anteil an Eiweiß, gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Purinen und führen zu einer Unterversorgung mit essenziellen Nährstoffen. "Gemeinsam mit einer chronisch ketogenen Stoffwechsellage ergeben sich daraus erhöhte Gesundheitsrisiken. Diese beziehen sich auf die Nierenfunktion, den Knochenstoffwechsel, auf Herz-Kreislauf und einige Krebserkrankungen", so Pail. Daher seien kohlenhydratarme Kostformen zwar kurzfristig wirksamer als kohlenhydratreiche, bringen aber langfristig keine nachgewiesenen Vorteile.
In letzter Zeit wird vermehrt die Rolle der Proteine im Rahmen der Gewichtsreduktion diskutiert. Dabei ließen sich positive Effekte wie etwa eine bessere Sättigung, ein höherer Gewichtsverlust und eine geringere Abnahme der Muskelmasse beobachten. "Aktuellen Forschungsergebnissen nach zu urteilen, könnten die derzeitigen Empfehlungen hinsichtlich der Proteinzufuhr in der Phase der Gewichtsreduktion zu niedrig sein, um einen Verlust der Muskelmasse zu verhindern", sagte Pail. Es müsse jedoch noch weiter geforscht werden.
Neu auf dem Markt ist die sogenannte Eurodiet, die aus Frankreich ihren Weg nach Österreich gefunden hat. Begonnen wird mit einer proteinreichen Ernährungsweise, teilweise durch eigene kohlenhydratarme Lebensmittel von Eurodiet. Das Ziel sollte wieder eine ausgewogene Ernährung sein. Pail kritisierte allerdings die geringe Energie- und Kohlenhydratzufuhr bei diesem Programm. Zudem gebe es noch keine wissenschaftlichen Studien darüber. Gut findet die Expertin, dass die Diät medizinisch begleitet wird und dass die Eurodiet-Produkte hochwertig sind und gut schmecken.
Doch zu welcher Ernährungsform sollen sich Übergewichtige entscheiden?
- Low Carb,
- Glykämischer Index,
- Kohlenhydrate oder
- wenig Fett?
In einer groß angelegten Langzeitstudie (24 Monate) wurden 811 adipöse Erwachsene und die Auswirkungen von vier energiereduzierten Diätformen (Low Fat/Average Protein, Low Fat/High Protein, High Fat/Average Protein, High Fat/High Protein) untersucht.
Das Ergebnis: Alle vier Diätformen führten zu einer Reduktion des Körpergewichts und es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden.
Allerdings: Eine Gewichtsabnahme scheint in einer Gruppe besser zu bewerkstelligen zu sein als im Alleingang. Jene, die in Gruppen sich an das Abnehmen wagten, hielten die Diätvorgaben wesentlich besser ein als die "Einzelkämpfer".
Quelle: APA
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