Was ist Baby Led Weaning – Definition und Tipps für den Beikoststart

Beim Baby Led Weaning (kurz BLW) handelt es sich um die englische Bezeichnung für „Babys gesteuerte Entwöhnung“. Hiermit sind demnach die Entwöhnung von der Muttermilch und der Übergang zur Beikost gemeint. Dabei soll jedoch auf Babybrei verzichtet werden. Was für viele Menschen außergewöhnlich erscheint, erhält bei anderen Eltern großen Zuspruch. Das Baby soll sich direkt an feste Nahrung gewöhnen und die Beikost in ihrer ursprünglichen Form kennenlernen. Doch wie genau soll der Übergang funktionieren und wie sinnvoll ist Baby Led Weaning tatsächlich? Wir haben uns zahlreiche Erfahrungsberichte im Internet angesehen und die wichtigsten Fakten konkret zusammengefasst.

Was ist unter Baby Led Weaning zu verstehen?

Baby Led Weaning bezeichnet die Einführung von Beikost. Dabei ist jedoch nicht die Verwendung von Babybrei gemeint. Es geht im Wesentlichen darum, dass das Kind im eigenen Tempo Beikost kennenlernt – natürlich steht es dabei unter genauer Beobachtung der Eltern. In diesem Rahmen sind außerdem nicht alle Lebensmittel für den Einstieg in die Beikost geeignet. Eltern, die jedoch ein paar Hinweise und Tipps beachten, können erkennen, dass sich das Kind schnell auf den Umstieg einstellt und die Nahrung annimmt.

Die Idee, den Babybrei zu überspringen und direkt auf feste Nahrung umzusteigen, hat die britische Hebamme Gill Rapley angeregt. Sie veröffentlichte ein Buch im Jahr 2008 und wies auf Baby Led Weaning hin. Seither ist BLW in der ganzen Welt bekannt – bleibt jedoch die Frage offen, wie Babys auf diesen Umstand reagieren. Ebenso keimen sicherlich bei vielen Eltern verschiedene Fragen auf, die noch nie von Baby Led Weaning gehört haben.

Hinweis

Es gibt bei der Entwöhnung von Muttermilch auf Beikost keine richtige und falsche Vorgehensweise. Jedes Kind hat andere Bedürfnisse. Eltern kennen außerdem ihr Kind am besten. Es ist daher ratsam, keinem strikten Plan zu folgen, sondern sich schrittweise und den Wünschen des Kindes entsprechend zu orientieren.

Die meisten Kinder entwöhnen sich selbst irgendwann von der Muttermilch, greifen nach Lebensmittel und zeigen ein reges Interesse an Beikost. Sie stecken das Essen in den Mund, nagen auf Zutaten und machen somit ihre ersten eigenen Erfahrungen mit fester Nahrung. Es gibt in diesem Rahmen jedoch keinen festgesteckten Zeitplan. Jedes Baby folgt eher seinem eigenen Tempo – ohne dass Eltern eine Richtung weisen. Es ist lediglich wichtig, dem Kind die Speisen anzubieten. Das Baby wird selbst zur Kost greifen und Interesse zeigen.

Tipp

Baby Led Weaning bedeutet nicht, das Kind von heute auf morgen der Milch zu entwöhnen. Es darf und soll weiterhin einen festen Bestandteil des Kindes bilden und den Appetit stillen.

Eltern erkennen schließlich selbst, wie viel feste Beikost das Kind über den Tag verteilt zu sich genommen hat. Das Baby wird zudem Hunger signalisieren und aktiv nach der Brust oder Flasche verlangen.

Wann darf ich mit Baby Led Weaning starten?

Der traditionelle Beikostplan suggeriert vielen Eltern, ein gewisses System zu verfolgen. Auf den meisten Babybreien ist schließlich ein Alter aufgeführt, an dem sich Mütter und Väter orientieren können. Demnach gehen viele Elternteile davon aus, dass das Kind ab dem 6. oder 8. Monat zwingend Brei zu sich nehmen sollte. Schließlich ist es durch den Brei besser gesättigt oder schläft nachts optimal durch. Doch nicht jedes Baby schätzt Brei. Ganz im Gegenteil: Es gibt Kinder, die einfach noch nicht bereit für feste Nahrung sind und lieber weiterhin Milch aufnehmen möchten. Ebenso gibt es Babys, die mit Breien nichts anfangen können und am besten direkt „feste“ Nahrung wünschen.

Tipp

Beobachte dein Kind und versuche, die Signale zu deuten. Wenn dein Kind den Babybrei nicht mag, solltest du es nicht zwingen. Biete gern passende Kost an. Vielleicht ist es an dieser Nahrung eher interessiert. Ist das auch nicht der Fall, bleibt zunächst immer noch die Milch. Diese enthält alle wichtigen Nährstoffe und sättigt das Kind.

Jedes Baby ist zudem anders. Einige greifen früher zur festen Nahrung als andere. Kein Kind ist dadurch klüger oder reifer in der Entwicklung. Es ist einfach die Neugierde, die das Baby zur Beikost führt. Es handelt sich demnach um eine vollkommen natürlich Entwicklung des Menschen, die bei einigen Kindern früher und bei anderen später eintritt.

Warum starten viele Breikostpläne schon so früh?

Viele Eltern greifen viel zu früh zu Babybreien. Die meisten Kinder erhalten bereits ab dem 4. oder 5. Monat eine Breimahlzeit am Tag. Somit möchten sie die Stillmahlzeiten hingegen kategorisch reduzieren. Hintergrund ist häufig, dass sich Mütter ihrem Job zuwenden oder anderen Dingen widmen möchten. Das Stillen erfordert schließlich viel Zeit, Mühe und Geduld.

Der natürliche Abstillprozess verfolgt hingegen ganz andere Pläne. Diese sieht vor, dass Kinder erst mit acht Monaten oder einem Jahr entwöhnt werden sollten. Einige Biologen raten sogar eine noch spätere Beikosteinführung an – in diesem Rahmen spielt tatsächlich immer der eigene Wunsch des Kindes eine Rolle. Eltern, die ihr Baby genau beobachten, können jedoch feststellen, wann Baby Led Weaning interessant sein könnte.

Tipp

Für übereilte Beikost sind viele Babys übrigens noch gar nicht bereit. Eltern testen zwar Brei aus. Das Kind kann jedoch mit fester Nahrung oft nichts anfangen. Außerdem ist der Verdauungstrakt dieser Aufgabe noch nicht gewachsen und komplett überfordert. Verfrühte Beikosteinführung kann deshalb bei vielen Babys nicht selten zu Bauchschmerzen führen.

Die meisten Babys sind darüber hinaus mit der Beikost schlichtweg überfordert. Das erkennen Eltern an zwei Faktoren:

  • Zungenstoßreflex: Der Brei gelangt wieder nach draußen, da die Zunge die Nahrung wieder zurückstößt.
  • Bauchschmerzen: Magen als auch Darm sind noch nicht vollständig bereit, Beikost zu verdauen. Das kann zu Beschwerden des Magen-Darm-Trakts führen.

Um diese Faktoren zu umgeben, bieten Breihersteller magenschonende und geschmackarme Breisorten an. Diese sollen die Verdauung erleichtern. Auch der Zungenreflex wird bestmöglich umgangen. Dennoch sollte ein Baby im ersten Jahr als Hauptmahlzeit Milch erhalten und sich selbst langsam an feste Nahrung gewöhnen dürfen.

Wie lässt sich Baby Led Weaning am besten umsetzen?

Baby Led Weaning folgt keinen Ernährungsplänen. Ziel ist es eher, dass Kinder ihrer eigenen Neugierde nachgehen. Demnach bieten Eltern ihrem Kind Nahrung auf einem Teller an. Das Kind kann nach den Zutaten greifen und sich die Stücke selbst in den Mund führen.

Tipp

Es ist wichtig, dass das Kind bei der Nahrungsaufnahme selbständig sitzen kann. Somit lässt sich Verschlucken im Liegen vermeiden und es kommt nicht zu Erstickungen.

Zudem solltest du das Füttern niemals erzwingen. Eltern füttern das Kind nicht mit Löffel oder Gabel – das Kind nimmt sich selbst mit der Hand, was es essen möchte. Hintergrund sind Untersuchungen, die belegen konnten, dass zu frühes elterliches Einwirken beim Füttern das Kind negativ beeinflussen kann. Es ist besser, wenn Kinder selbst essen dürfen und nichts aufgezwungen bekommen.

Hinweis

In den ersten Wochen bis Monaten gelangt noch nicht so viel Nahrung in den Magen des Babys. Es testet die Zutaten, spuckt sie wieder aus und oder wirft sie auf den Boden. Daher ist Stillen auch weiterhin ratsam und gehört zur natürlichen Entwicklung dazu.

Am besten ist es, wenn Babys ab einem Alter von 6 bis 8 Monaten mit fester Nahrung Bekanntschaft machen. Das Kind sitzt zusammen mit den Eltern am Tisch in der Wippe und später im Hochstuhl. Es kann die Familie beobachten und bekommt kindgerechtes Fingerfood. Dabei ist auf Gemüse, Obst und Getreideprodukte die beste Wahl für das eigene Kind.

Welche Speisen darf ich zum Baby Led Weaning anbieten?

Viele Eltern sind sich unsicher, was sie ihrem Kind beim Übergang zu fester Nahrung anbieten dürfen. Dabei ist es nicht verkehrt, verschiedene Lebensmittel auszuprobieren. Ebenso wie die Erwachsenen mag auch das Kind vielleicht nicht alles. Wichtig ist, auf weiche und bekömmliche Lebensmittel zurückzugreifen. Dazu zählen

  • gedünstetes Gemüse wie Kürbis, Süßkartoffel, Zucchini, Brokkoli, Karotte
  • weiches Obst wie Banane, Beeren, schmale Apfel- und Birnenstreifen

Auch hartgekochte Eier, kleine Pfannkuchen und Waffeln, Fisch ohne Gräten, sehr weiche Nudeln, weiches Brot (ohne Rinde) und ähnliches können dem Baby schmecken. Hier ist auszuprobieren, was das Kind annimmt. Verwende jedoch immer nur salzarme Produkte. Auch die Zugabe von anderen Gewürzen ist nicht nötig. Es ist sogar empfehlenswert, das Kind alle Speisen pur genießen zu lassen. So lernt es die verschiedenen Produkte und ihren natürlichen Geschmack kennen.

Vorteile Baby Led Weaning Nachteile Baby Led Weaning
  • das Kind entdeckt feste Nahrung auf eigene Faust
  • Zugabe von Brei ist nicht nötig
  • Kinder lernt Zutaten pur kennen
  • das Kind folgt seinem eigenen Zeitplan
  • Babys erfahren ein natürliches Sättigungsgefühl
  • sie lernen direkt Hand-Mund-Koordination
  • Abstillen ist erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich

Es gibt natürlich immer wieder Meinungen, die behaupten, dass Muttermilch und feste Beikost das Baby nicht ausreichend sättigen würden. Auch von einer Mangel-Ernährung ist manchmal die Rede. Diese Aussagen entsprechen jedoch nicht der Wahrheit. Über die Milch erhält das Kind alle Nährstoffe und Vitamine, die es benötigt. Das Kind bekommt zudem über die beigeführte Beikost genau die Nährstoffe, die es braucht. Wichtig ist, Obst und Gemüse nicht zu „zerkochen“, sondern im besten Fall zu dünsten. Somit bleiben wertvolle Vitamine, Spurenelemente und Mineralien bestmöglich erhalten.

Das Kind kann die abgekühlte Nahrung aufgrund von Haptik, Geruch und Geschmack sogar besser kennenlernen. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn das Kind zunächst die Nahrung nicht isst, sondern das Essen ertastet. Dem allgemeinen Grundsatz, dass man nicht mit Essen spielen soll, ist in diesem Augenblick nicht zu folgen. Das Kind muss die Nahrung für sich entdecken dürfen – dazu gehört es ebenso dazu, Nudeln von links nach rechts zuschieben oder auf den Boden zu werfen.

Gibt es auch Nachteile beim Baby Led Weaning?

Wie bei vielen anderen Dingen im Leben, erfordert das Baby Led Weaning etwas Geduld. Kinder müssen schließlich den Umgang mit Essen und Trinken erst lernen. Es kann also sein, dass der Zeitfaktor eine sehr große Rolle bei der Umgewöhnung von Milch auf feste Nahrung erfordert.

Hinweis

Ziel ist es nicht, beim BLW direkt mit Gabel, Löffel und Messer zu essen. Es ist wichtiger, dass das Kind Nahrung entdeckt und das Essen für sich selbst verinnerlicht.

Manchmal können viele Wochen bis Monate vergehen, bis einige Kinder das Essen für sich ergründet haben. Die meisten Babys lieben es jedoch, mit der Familie am Tisch zu sitzen und dasselbe zu essen, wie die Großen. Allerdings ist kein Baby perfekt und so kann es passieren, dass nicht nur Hochstuhl, sondern auch Tisch und Boden von Lebensmitteln bedeckt sind. Das Putzen kann anstrengend sein – wenn du jedoch Geduld hast, wirst du entspannt über diesen Punkt hinwegsehen.

Wichtig

Beginne Baby Led Weaning nicht zu früh. Erst ab einem Alter von 8 bis 10 Monaten ist es empfehlenswert, mit der festen Beikosteinführung zu beginnen. Viele Kinder haben dann einige Zähne, können sitzen und nach Speisen greifen. Sie verfügen ebenso über eine Würgereflex und können zu große Stücke wieder hervorbringen. Lass dein Kind jedoch niemals allein beim Essen, sondern beobachte es und schreite bei Bedarf direkt ein!

Fazit zu Baby Led Weaning

Kinder eifern den Erwachsenen und großen Geschwisterkindern gern nach. Das lässt sich nicht nur beim Krabbeln und den ersten Gehversuchen erkennen. Babys brabbeln schon früh erste Laute und imitieren die Großen. Natürlich wachsen mit dem Alter auch das Bedürfnis und die Neugierde, das Essen der Familie zu probieren. In diesem Zusammenhang ist genau auf die Entwicklung und die Wünsche des Kindes zu achten. Außerdem sollte das Fingerfood für Babys gedünstet, weich und gut zu greifen sein.

Achte zudem auf abwechslungsreiche und vitaminreiche Kost. Das stillt nicht nur Babys Hunger, sondern stärkt auch das Immunsystem. Lasse das Kind beim Essen nicht allein, sondern beobachte es. Schnell lässt sich erkennen, was das Kind mag und was nicht. Stelle das Stillen zudem nicht zu früh ein, sondern berücksichtige einfach auf das Tempo des Kindes. Somit entwickelt sich mit der Zeit eine ganz entspannte Esskultur, die die ganze Familie genießen kann.

Eltern, die sich unsicher sind, können natürlich auch Brei und Fingerfood kombinieren. Beobachte, was dein Kind vorzieht und geh auf seine Neigungen ein. Starte jedoch nicht zu früh mit der Beikost, um das Kind und seinen Organismus nicht zu überfordern.

Lasse Gewürze und zu viel Zucker weg. Diese Zutaten verfälschen den natürlichen Geschmack und bringen dem Baby nichts. Gare zudem die Speisen gut durch. Verzichte hingegen auf rohen Fisch und ungegartes Fleisch. Auch Alkohol darf in den Gerichten nicht enthalten sein.

Obst mit hohem Fruchtsäureanteil ist für Babys weniger sinnvoll. Verzichte daher auf Ananas, Zitronen, Kiwis oder Grapefruits. Besser sind Bananen, Erdbeeren, Blaubeeren, schmale Apfel- und Birnenstreifen sowie Melonen.

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